Endodontie / Zahnmarkerkrankungen

Entzündliche, schmerzhafte Veränderungen der Pulpa (Pulpitis) können durch Einwirkung unterschiedlicher Noxen (Schäden) – wie z. B. Frakturen, Schlag auf den Zahn, Karies – entstehen und ohne Behandlung zum Absterben der Zahnpulpa (Nekrose) führen. Parodontale Erkrankungen können ebenfalls indirekt über die Wurzelspitze degenerative Veränderungen im Zahnmark nach sich ziehen.


Eine Pulpitis wird immer von Schmerz begleitet, weshalb es wichtig ist, dass nekrotische oder infizierte Wurzelkanäle bei Hund und Katze bereits frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden. Passiert das nicht, kann es in der Folge zu Abszessen und Fisteln kommen. In unserem Tierzahnzentrum bieten wir sowohl entsprechende Kontrolluntersuchungen als auch die Behandlung von erkrankten Zähnen/Zahnmarkerkrankungen an.

Was ist eine Endodontie?

Abgebrochene Zähne und mechanische Einwirkungen auf die Zähne sind bei Hund und Katze sicherlich die häufigsten Ursachen für eine Pulpitis und den damit häufig verbundenen entzündlichen Veränderungen der Pulpa, insbesondere im Wurzelspitzenbereich (periapikal). Wenn Bakterien in den Markraum des frakturierten Zahnes eingedrungen sind, gelangen diese oder ihre Giftstoffe (Toxine) in den Raum um die Wurzelspitze (periapikaler Raum) und verursachen dort eine periapikale Erkrankung (Parodontitis periapikalis).

 

Eine endodontische Behandlung wird dann notwendig, wenn eine Entzündung der Pulpa besteht, beziehungsweise, wenn diese bereits abgestorben ist. Die akute Entzündung ist für betroffene Hunde und Katzen sehr schmerzhaft. Erfolgt keine Behandlung, führt das dazu, dass die Pulpa mitsamt ihren Blutgefäßen und Nerven langsam abstirbt. Dadurch lässt zwar die Schmerzhaftigkeit nach, allerdings breitet sich die Entzündung immer weiter aus.

 

Durch eine rechtzeitig durchgeführte Wurzelkanalbehandlung können betroffene Zähne erhalten werden, wobei es wichtig ist, dass bestimmte Voraussetzungen bestehen. Diese bedürfen einer Klärung über das sogenannte Dentalröntgen. Ist die Entzündung der Wurzelspitze bereits sehr weit fortgeschritten, beziehungsweise hat sich der umgebende Kieferknochen bereits weitestgehend aufgelöst, ist die Prognose ungünstig. Dennoch können zumindest die Zähne meist erhalten werden, wenn eine Entfernung der entzündeten Wurzelspitze erfolgt.

 

Bei vielen Hunden und Katzen sollte zum Schutz und langfristigen Erhalt des endodontisch behandelten Zahnes anschließend eine Überkronung erfolgen.

 

 

Behandlung

 

Häufig wird die Fraktur vor allem bei Katzenzähnen erst verspätet diagnostiziert, weshalb dann eine konventionelle Wurzelkanalbehandlung zum Einsatz kommen muss.

 

Im Rahmen dieser Behandlung wird die erkrankte Pulpa mit geeigneten Instrumenten entfernt und mit Feilen aufbereitet (infiziertes Gewerbe wird ausgefeilt), anschließend wird der Wurzelkanal mit Spüllösungen (z. B.

 

Wasserstoffperoxyd und Na-Hypochlorit) desinfiziert. Im Einzelnen besteht die Behandlung der Zahnwurzel aus folgenden Schritten:

 

  1. Reinigung des Wurzelkanals mit speziellen Wurzelkanalinstrumenten
  2. Aufbereitung und Spülung
  3. Füllung mit speziellen Füllungsmaterialien
  4. Verschluss des oder der Zugänge mit Deckfüllungen

 

Je nach vorliegender Situation können diese Arbeitsschritte entweder in einer einzigen oder auch in mehreren Sitzungen erfolgen.

 

Stumpfaufbau und prothetische Versorgung der aufbereitete und dann trocken gelegte Wurzelkanal wird mit einer geeigneten Wurzelfüllpaste (Sealer), einer dichten, wandständigen und dauerhaften Wurzelkanalfüllung (Guttapercha / Kautschuk) und anschließender definitiven Füllung des Zahnes (z. B. Kunststoff) versehen. Unterschiedliche Materialien stehen beim Stumpfaufbau und der prothetischen Versorgung zur Auswahl:

 

  • schnell aushärtende Materialien aus Kunststoff: Diese lassen sich sowohl bei oberflächlichen Schäden als auch beim Füllen gereinigter Nervenkanäle nach der Wurzelbehandlung anwenden.
  • Inlays aus Keramik: Diese sind sehr langlebig und belastbar, weshalb sogar sehr stark beschädigte Zähne erhalten werden können.

 

Die Anfertigung einer qualitativ hochwertigen dentalen Röntgenaufnahme ist zur Beurteilung eines Zahnes mit erkrankter Pulpa, insbesondere des Wurzelspitzenbereiches, unerlässlich. Nachkontrollen in Form von Röntgenaufnahmen sind nur bei auftretenden Problemen notwendig.

 

Was passiert, wenn eine Wurzelkanalerkrankung nicht behandelt wird?

 

Nicht behandelte infizierte Wurzelkanalerkrankungen führen zur periapikalen Knochenentzündung (Ostitis), Wurzelauflösung (Resorption) oder zu schweren Kieferabszessen, welche nicht selten beim Hund im Bereich des P4 im Oberkiefer (Reißzahn) zu chronischen Abszess- und Fistelbildungen und massiven Schwellungen unterhalb des Auges führen. Diese Prozesse sind immer mit einem hohen Leidensdruck und starken Schmerzen der Patienten verbunden.

 

Bei jungen Hunden mit noch nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum kann mit einer Vitalamputation (infizierte Pulpa wird entfernt) die vollständige Ausbildung der Zahnwurzel (Wurzelwachstum nach innen) und damit die spätere Stabilität von Zahn und Kiefer gesichert werden. Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Behandlung ist, dass bis zur Behandlung des betreffenden Zahnes idealerweise nur wenige Stunden vergangen sein sollten.

 

Als einzig wirkliche Alternative der beschriebenen Behandlung gilt die Extraktion des gebrochenen Zahnes, die allerdings einige Nachteile mit sich bringt:

 

  • Die Mandible wird durch eine Extraktion stark geschwächt. Außerdem kann nach dem Ziehen des Unterkiefereckzahnes die Zunge einseitig aus dem Maul hängen und deswegen austrocknen.
  • Nach der Extraktion von Oberkiefereckzähnen kommt es häufig zu Problemen, weil durch das Einfallen der Oberlippe ein Einbeißen des gegenüberliegenden Unterkiefercaninus auftreten kann.Dies wiederum führt zu granulomatösen Veränderungen der Oberlippe.

 

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen keine Wurzelbehandlung durchgeführt werden sollte, darunter bei

 

  • schweren systemischen Erkrankungen
  • hochgradigen Parodontalerkrankungen
  • einer chronischen Gingiviostomatitis („Plasmazellgingivitis”) der Katze

 

Gesundheit beginnt im Mund

 

Damit Hunde und Katzen ein vitales Leben führen können, sollte großer Wert auf deren Zahngesundheit gelegt werden. Dazu gehören sowohl ein funktionsfähiges Gebiss als auch gesundes Zahnfleisch ohne Entzündungen.

 

Wie bei uns Menschen hat die Zahngesundheit einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden unserer Haustiere. Um diese zu erhalten, sollte man auf gesundes Futter ohne Zuckerzusätze achten. Süßspeisen, die uns Menschen gut schmecken, sind für Hunde und Katzen nicht nur ungeeignet, sondern können auch zu ernsthaften Problemen, beispielsweise mit den Zähnen, führen.

 

Spezielle Zahnbürsten und Zahncremes für Hunde und Katzen sind hilfreich, um auch kleinste Futterreste und Bakterien von den Zähnen zu entfernen. Im besten Fall sollte dieses Vorgehen bereits frühzeitig mit Welpen und Kätzchen trainiert werden, damit es später nicht zu Problemen kommt.

 

Des Weiteren ist es wichtig, dass regelmäßig Kontrollen der Mundhöhle durch einen Tierarzt stattfinden. So können Veränderungen am Zahnfleisch und den Zähnen bereits frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden. Gern übernehmen wir diese Kontrolluntersuchungen bei Ihrem Tier.

Häufig gestellte Fragen und Antworten

Gerne beantworten wir Ihnen vorab bereits einige Fragen zu unserem Tiergesundheitszentrum.

Endodontie oder Endodontologie bezeichnet die Lehre vom Zahninneren (von griech. endon = innen). Gleichzeitig wird der Begriff auch oft für die „Wurzelbehandlung“ verwendet.

Endodontie oder Endodontologie meint die medizinische Versorgung des Zahninneren. Konkret geht es dabei um die Versorgung des Zahnmarks und der Zahnwurzel. Häufig können durch die Wurzelkanalbehandlung betroffene Zähne gerettet werden, selbst dann, wenn sich der Karies bereits bis ins Innere vorgearbeitet hat. Nicht nur wir Menschen, sondern auch Hunde und Katzen können von einer Endodontie/Zahnmarkerkrankung betroffen sein, die umgehend nach der Diagnose behandelt werden sollte.

Das Zahninnere wird auch als Pulpa bezeichnet. Ihre Behandlung ist immer dann notwendig, wenn aufgrund der Beschädigung eines Zahns die Pulpa eröffnet oder ebenfalls geschädigt wird. Passieren kann das beispielsweise, wenn ein Teil vom Zahn abbricht oder etwas von der Zahnsubstanz absplittert. Zur Endodontie gehören die Untersuchung des Mundraums mittels Röntgen, eine Wurzelbehandlung und -füllung sowie eine abdeckende Füllung. Dabei wird größter Wert auf die Verwendung hochwertigster Materialien und moderner, einwandfreier Technik gelegt.

Fazit

Viele Hunde und Katzen leiden im Laufe ihres Lebens an Zahn- und Zahnfleischerkrankungen. Liegt eine Entzündung des Zahninneren (Pulpa) vor, muss eine endodontische Behandlung durch den Tierarzt erfolgen. Das gilt auch in dem Fall, wenn die Pulpa bereits abgestorben ist.


Häufige Ursachen der beschriebenen Probleme sind Zahnfrakturen und Absplitterungen, bei denen sich das Zahninnere öffnet. Dadurch können Schmutz und Bakterien eindringen, die wiederum schmerzhafte Entzündungen hervorrufen. Wird eine akut auftretende Entzündung nicht behandelt, kann es in der Folge zum Absterben der Pulpa mitsamt den umliegenden Nerven und Blutgefäßen kommen. Dann kann sich auch die Entzündung ungehindert ausbreiten, wodurch häufig Wurzelspitzenentzündungen oder sogar Kieferknochenentzündungen auftreten.


Wird die Wurzelkanalbehandlung jedoch rechtzeitig durchgeführt, kann der betroffene Zahn erhalten werden. Eine solche Behandlung erfolgt in mehreren Schritten von der Reinigung des Wurzelkanals bis zum Verschluss der geöffneten Zugänge mit Deckfüllungen. Damit der betroffene Zahn auch nach der Behandlung geschützt ist, sollte im Anschluss eine Überkronung stattfinden.
Hunde und Katzen neigen zu Zahnproblemen. Allerdings gibt es einige Dinge, die man tun kann, um diesen vorzubeugen. Beispielsweise sollten die Haustiere keine zuckerhaltigen Lebensmittel erhalten. Auch beim Kauf des Hunde- oder Katzenfutters, wie zum Beispiel Leckerli, ist darauf zu achten. Um ganz sicherzugehen, dass sich keine Essensreste und Bakterien festsetzen, sollte man die Zähne der Tiere mithilfe spezieller Zahnbürsten und Zahnpasta reinigen. In jedem Fall gilt: Der regelmäßige Kontrollbesuch beim Tierarzt ist für den Erhalt der Zahngesundheit unerlässlich.

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