Zahnersatz Tierarzt: Prothetik in der Tiermedizin
Kurzgefasst
Im Rahmen der tierzahnärztlichen Prothetik werden stark geschädigte Zähne mit großem Substanzverlust, bei denen plastische Füllungen nicht mehr möglich oder sinnvoll sind, mit einem Zahnersatz versehen. Standardmäßig wird in der Tiermedizin hierfür eine entsprechende Präparation und/oder Aufbereitung des verbliebenen Zahnstumpfes vorbereitet und mit einer künstlichen Krone überkappt.
Was genau ist Prothetik beim Zahn?
Was genau ist Prothetik beim Zahn?
Zahnprothetik bedeutet, natürliche Zähne oder Teile davon auf unterschiedlichste Weise zu ersetzen und mit hochwertigem Zahnersatz zu versorgen. Dies ist in der Regel nötig, wenn ein großer Substanzverlust passiert ist (z.B. Kronenabbrüche).
Der Zahnersatz wird im Dentallabor individuell und passgenau angefertigt.
Im Unterschied zur zahnärztlichen Prothetik beim Menschen, beschäftigt sich die tierzahnärztliche Prothetik ausschließlich mit der Wiederherstellung der natürlichen Funktion. Reine Ästhetik ist in der Tiermedizin kein Kriterium.
Ein weiterer Unterschied zur Humanmedizin sind die Arten von Zahnprothetik, die in der Tiermedizin eingesetzt werden. Herausnehmbarer Zahnersatz kommt veterinärmedizinisch nicht zum Einsatz, während festsitzender Zahnersatz in Form von Zahnkronen bei Hunden im Einzelfall sinnvoll ist. Zahnimplantate sind noch kein gängiges Verfahren in der Tiermedizin.
Für die tierzahnmedizinische Prothetik stehen grundsätzlich diverse Materialien zur Verfügung.
Als Werkstoffe kommen je nach Indikation Kunststoff-, NEM- (Nicht-Edel-Metall-Legierungen) wie Chrom-Kobalt-Molybdän-, Edelmetall-Legierungen- (Gold), Metall-Keramik- und Vollkeramik-Lösungen in Frage. Die Entscheidung, welches Material im Einzelfall Anwendung finden soll, hängt vom betroffenen Zahn, dem Substanzverlust, der Belastung des Zahnes und den individuellen Vorstellungen ab. Vor- und Nachteile besprechen wir gerne im Einzelfall mit Ihnen.
Wer stellt den Zahnersatz her?
Zahnmedizinische Prothesen müssen von hoher Qualität sein. Deshalb arbeiten wir eng mit dem Zahntechniker im Meister-Dentallabor zusammen, denn hier wird der individuelle Zahnersatz mit modernster Technik und hohem handwerklichen Know-How passgenau hergestellt.
Zahnersatz bei Hunden
Bei welchen Zahnerkrankungen kommen Prothesen zum Einsatz?
Es handelt sich vorwiegend um die Eckzähne (Canini), die regelmäßig überkront werden. Bei Hunden kommt es im Bereich der Eckzähne und Reißzähne infolge der exponierten anatomischen Lage sowie deren Form und Funktion häufig zu schweren Frakturen mit großem Substanzverlust, welche mit herkömmlichen Füllungen nicht befriedigend und belastungsfähig wiederhergestellt werden können. Zahnkronen aus verschiedenen Werkstoffen können Form und Funktion des natürlichen Zahnes ersetzen. Bei Katzen sind primär die Eckzähne (Canini) von Frakturen betroffen.
Indikation
Tiere sollten Zahnkronen nach sorgfältiger Abwägung erhalten. Manchmal sind andere Maßnahmen zum Erhalt eines Zahnes denkbar, zum Beispiel die Füllung eines kaputten Zahns oder sogar eine Zahnextraktion. Durchaus sinnvoll können Überkronungen allerdings bei den Zähnen sein, die im Kiefer eine ‚wichtige‘ Funktion übernehmen. So sollte bei den tragenden Backenzähnen und den Eckzähnen, je nach Ursache des Defekts, ein Zahnersatz überlegt werden. Diese Zähne übernehmen wichtige Funktionen im Gebiss, zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme (Hochnehmen der Nahrung), Spielverhalten (Bällchentragen) oder auch bei Jagdhunden und Diensthunden (z.B. Apportieren von Gegenständen).
Anforderungen an einen Zahnersatz beim Hund
Infolge der starken Hebel- und Scherkräfte und der damit verbunden Belastung der Eck- und Reißzähne eines Hundes werden hohe Anforderungen an einen Zahnersatz beim Hund gestellt.
Die Beißkraft, die ein Hund entwickeln kann, ist nicht zu unterschätzen. Zudem kaut mancher Hund gern auf ‚zahnfeindlichen Materialien‘, wie Stöcken, Steinen oder Gitterstäben.
Entscheiden sich Tierarzt und Hundebesitzer für die Überkronung eines Zahns, müssen spezielle Anforderungen erfüllt sein, die nur ein erfahrener Tierzahnspezialist erfüllen kann.
Herstellung eines Zahnersatzes beim Hund
Zähne, die einen Zahnersatz erhalten, erhalten in der Regel zunächst eine endodontische Zahnbehandlung.
Je nach zu erwartender Krafteinwirkung auf den Zahn, bzw. die Prothese wählt man eine entsprechende Verankerungs- bzw. Zementierungstechnik. Gleiches gilt für die Wahl des Materials, aus dem die Krone bestehen soll.
Zahnersatz aus Kunststoff
Wenn die Kräfte, die auf einen Zahnersatz wirken eher gering sind (z.B. ‚Steine-Spieler‘, oder Käfigbeißer, deren Fangzähne ‚nur‘ auf der hinteren Seite abgeschliffen sind), ist ein Zahnkronen- Aufbau mit Hilfe von Parapulpärstiften und Kunststoff oft realisierbar. Der Materialaufwand bei einer solchen Vorgehensweise ist vergleichsweise gering.
Zahnersatz aus Metall und neueren Werkstoffen
Etwas aufwändiger ist die Herstellung und das Anpassen von Zahnkronen aus Metall oder neueren Werkstoffen wie Zirkonoxid. Während lange Zeit nur Metallkronen als stabil genug erachtet wurden, um Tierzähne zu ersetzen, kann man neuerdings auch ein Material namens Zirkonoxid (ZnO2) verwenden. Dieses metallfreie Material wird höchsten Ansprüchen gerecht und hat ein herausragendes Eigenschaftsprofil als High-Tech-Keramik. Ästhetisch ansprechend ist die Farbe der Keramik, die dem natürlichem Zahn sehr ähnlich ist.
Kronen aus Metall und Keramik kommen zum Einsatz, wenn die zu erwartende Belastung auf die Zahnkronen hoch ist. Hier ist ein Kunststoffmaterial eher nicht geeignet, da das Material schnell ermüden und brechen kann.
Klassische Indikationen für ‚härtere‘ Werkstoffe sind z.B. komplette Kronenabbrüche oder Teilabbrüche der Zähne, insbesondere frakturierte Fangzähne (Canini), frakturierte Backenzähne (vor allem Reißzähne = die ‚großen‘ Backenzähne), oder Zähne mit Schmelzhypoplasie.
Auch bei vollständigem Verlust der sichtbaren natürlichen Krone durch Zahnfraktur kann bei noch erhaltener intakter Zahnwurzel und ausreichendem Wurzelstumpf (statische Stabilität) mit Hilfe eines gegossenen Wurzelstiftes oder verschiedener Ankersysteme die Voraussetzung für eine künstliche Krone geschaffen werden (siehe Publikationen/Literatur).
Ablauf zur Erstellung und Anpassung der Zahnkronen aus dem Dentallabor
Die Vorgehensweise ist insgesamt etwas komplizierter als beim Zahnersatz mit Kunststoff:
Zunächst wird am verbleibenden natürlichen Zahn eine endodontische Wurzelbehandlung in Narkose durchgeführt.
Danach wird der zu überkronende Zahn auf die korrekte Form zugeschliffen und ein Gebiss-Abdruck davon angefertigt.
Dieser wird an ein spezialisiertes Dentallabor übergeben, wo dann der Zahnersatz individuell angefertigt wird.
Der dort gefertigte Zahnersatz aus hochwertigem Material wird dann dem Patienten auf den vorbereiteten Zahn aufgesetzt und dauerhaft verbunden.
Wir möchten darauf hinweisen, dass wir grundsätzlich davon ausgehen, dass unter Berücksichtigung aller Voraussetzungen und Erfordernisse eine von uns zementierte Krone ein Hundeleben lang an ihrem Platz bleibt. Dies gilt selbst für Bedingungen mit Wurzelstiften und Stumpfaufbauten, mit denen wir in der Vergangenheit gute und haltbare Ergebnisse erzielt haben.
Ist das denn nötig bei einem Hundezahn?
Diese Frage ist erlaubt und gerechtfertigt. Häufig werden wir mit der Behauptung konfrontiert, dass Kronen beim Hund sinnlos sind, weil sie den Belastungen nicht lange standhalten und herausfallen. Es wird der Standpunkt vertreten, dass Füllungen eine ausreichende Versorgung darstellen.
Wir finden, dass hier eine kritische Abwägung erfolgen sollte:
Eine Krone hat gerade beim stark beanspruchten Gebiß, z.B beim Jagd- oder Schutzhund, eine wichtige und durch nichts zu ersetzende Schutzfunktion, die eine Füllung nicht übernehmen bzw. realisieren kann. Gleiches gilt je nach Hundetyp teilweise auch beim natürlichen Spiel- und Kauverhalten vieler Hunde (Knochen, Stöckchen, Steinchen).
Ein einmal frakturierter Zahn – insbesondere der Eck- und Reißzahn – ist vorgeschädigt. Füllungen an diesen Zähnen können der hohen mechanischen Belastung teilweise nicht standhalten, so dass weitere Zahnprobleme beim Hund die Folge sein können (Ausbrüche der Füllungen und Frakturen des darunterliegenden Zahnmaterials).
Die Beanspruchung der Füllungen kann auch zu Undichtigkeiten führen, die weitere Probleme nach sich ziehen kann, z.B. Karies, was letztlich zur Zahnextraktion führen kann.
Wir finden daher, dass Kronen im Einzelfall durchaus eine sinnvolle Versorgung eines Zahnproblems gewährleisten können.
Natürlich sollten Zahnkronen für Haustiere ausschließlich vom erfahrenen Tierarzt angepasst und eingesetzt werden. Wir arbeiten mittlerweile seit über 10 Jahren erfolgreich in diesem Gebiet, so dass wir eine Gewährleistung für den Fall des Abfallens der Kronen vom Zahnkronenstumpf geben. Sprechen Sie uns an für Details!
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