Stomatologie / Mundhöhlenkrankheiten
Die Stomatologie beschäftigt sich mit nicht infektiösen und infektiösen Erkrankungen der Mundschleimhaut sowie systemischen Erkrankungen (Allgemeinerkrankungen), welche sich in dieser manifestieren.
Katze:
Insbesondere bei der Katze treten oft schwer behandelbare oder therapieresistente Erkrankungen der Mundschleimhaut auf, die dem Symptomkomplex der chronischen Ginigitis-Stomatits-Oropharyngitis (GOS) zugeordnet werden. Begriffe wie Plasmazellgingivitis oder Plasmazellpharyngitis, chronische Stomatitis, lymphoplasmazelluläre Stomatitis, feline chronische Gingivo-Stomatitis werden oft gleichbedeutend verwendet.
Häufig wird diese Erkrankung bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem angetroffen. Virale Infektionen wie Calici- (FCV), Immundefizienz- (FIV-Katzenaids), feline Spuma- (FeSV), Leukose-(FeLV), FiP- und Herpesviren (FHV) sowie sekundäre bakterielle Infektionen werden als Ursache für die Erkrankungen der Mundschleimhaut bei der Katze diskutiert.
Klinisch zeigt sich die GOS an unterschiedlichen Lokalisationen und in verschiedenen Erkrankungsformen. Sie kann ein wucherndes (proliveratives), geschwüriges (ulzeratives), geschwulstähnlich-knötchernförmiges (granulomatöses) oder bläschenartiges (vesikuläres) Erscheinungsbild haben sowie akut oder chronisch verlaufen.
Es treten eigenständige oder kombinierte Zahnfleischenzündungen (Gingivitis), Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis), Mundschleimhautentzündungen (Stomatitis), Zungenentzündungen (Glossitis), Gaumenentzündungen (Palatitis), Wangen-Mundschleimhautentzündungen (Bucco-Stomatitis), Entzündungen der Falten im Gaumenzungenbogen (Faucitis), Knochenhautentzündungen (Periostitis), Kieferknochenentzündungen (Ostitis) oder Knochenmarkentzündungen (Osteomyelitis) auf, welche sowohl mit als auch ohne Knochenabbau ablaufen können. In Verbindung mit o.g. Symptomen wird häufig auch die FORL (Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen) angetroffen.
Nach Williams u. Aller, 1991 werden vier klinische Klassifikationen vorgenommen:
1. Feline juvenile (jugendliche) hyperplastische Gingivitis
Häufig bei Rassenkatzen kurz vor oder während des Zahnwechsels überschießende stark durchblutete (hyperämische, proliverative Gingivitis) entzündliche Schleimhautwucherungen, die teilweise die gesamte Krone überdecken und vergesellschaftet mit Plaqueablagerungen und FORL gesehen werden.
2. Feline juvenile Gingivitis-Parodontitis
Während oder kurz vor der Zahnung bei Europäisch Kurzhaar-Katze (EKH), Maine Coon und Siam-Katzen wird diese Form vermehrt angetroffen. Entwicklungsschwache Patienten, die als Welpen bereits Infektionen der oberen Atemwege (z.B. Katzenschnupfen) aufwiesen, haben starken Plaque- und Zahnsteinbelag bei gleichzeitig auftretender Schleimhautrückbildung, Taschenbildung, Knochenabbau, Freilegung der Zahnwurzeln, FORL und entzündlichen Zahnfleischschwellungen.
3. Feline adulte (erwachsene) Parodontitis
Dieses Krankheitsbild entwickelt sich sukzessive über mehrere Jahre, wobei sich nach und nach Plaque- und Zahnsteinbefall vermehren und eine chronische Entzündung der Gingiva bewirken. Als Folge degeneriert der Zahnhalteapparat wie bereits zuvor beschrieben.
4. Feline adulte Gingivo-Stomatitis
Sie kommt generalisiert vor und ist gekennzeichnet durch überschießendes Granulationsgewebe, massive Plaque- und Zahnsteinablagerungen, FORL, Zahnverlust und Wurzelreste im Zahnfach. Dieser chronische Prozess scheint das Resultat einer Anhäufung immunologischer Reaktionen zu sein, welche sich zum einen durch eine Schwächung des Immunsystems (Immunsuppression) oder durch eine Überreaktion (Hyperreaktivität) entwickeln. Somit werden immunsupprimierte und hyperreaktive Patienten unterschieden.
Therapie:
Zur Behandlung dieses Symptomenkomplex stehen verschiedene Ansätze und deren Kombinationen zu Verfügung. Allem voran sollte eine vollständige radiologische Untersuchung des gesamten Kiefers gestellt werden. Anschließend sollten Plaque- und Zahnsteinbeläge professionell entfernt werden sowie eine systematische parodontologische und ggf. radikale chirurgische Sanierung (z.B. Radiochirurgie) der Mundhöhle erfolgen. Antibiotika-, Hormon.- Glucocotikoid-, Antihistaminika-, Vitamin-, und Analgetika-Therapien werden durch Paramunisierung (Aktivierung der passiven Immunabwehr) lokale Spülungen mit Chlorhexidin, Lavasept und Aloe Vera erweitert. Ergänzend zu diesen Maßnahmen oder als Einzeltherapie können mit felinem Omega-Interferon, welches wie die Interleukine zu den Zytokinen zählt, durch lokale oder systemische Applikationszyklen erhebliche Verbesserungen erreicht werden und bis hin zur vollständigen klinischen Abheilung des Krankheitsbildes führen.
Wenn konservative Maßnahmen nicht zu dem gewünschten Erfolg führen oder in immer kürzer werdenden Abständen Nachbehandlungen erforderlich sind, ist oft die Entfernung aller Zähne im Ober- und Unterkiefer samt der zugehörigen Wurzeln die letzte Option und Mittel der Wahl, um für den Patienten Schmezfreiheit und eine angemessene Lebensqualität gewährleisten zu können.
Nach Entfernen der Zähne ist bereits nach kurzer Zeit eine ungestörte Futteraufnahme schnell zu beobachten. Viele Patientenbesitzer haben nachvollziehbar große Vorbehalte und möchten einen solchen radikalen Eingriff häufig auf gar keinen Fall durchführen lassen. Doch Erfahrungen der letzten Jahre haben eindeutig gezeigt, daß oft nur diese Maßnahme eine schlußendlich für solche Patienten erfolgreiche und dem Problem angemessene Therapie darstellt und die normale Futteraufnahme für die Tiere überhaupt kein Problem darstellt. Selbst Trockenfutter wird von diesen Tieren wieder problemlos aufgenommen.
Wir erhalten häufig schon kurz nach dem Eingriff (2-3 Tage) von den Patientenbesitzern die Nachricht, daß das Allgemeinbefinden der Tiere deutlich verbessert ist und auch die wochenlange schlechte Futteraufnahme bzw. Futterverweigerung schlagartig aufgehoben ist.
Dieser Eingriff sollte jedoch nur vor dem Hintergrund ausreichender Erfahrung durchgeführt werden, weil der Erfolg dieser Maßnahme davon abhängt, daß wirklich alle Zahnwurzeln und Wurzelreste im Kiefer vollständig entfernt werden. Auch hier ist die radiologische Kontrolle vor und nach dem Eingriff obligatorisch.
Die herkömmliche Extraktion der Zähne wird durch die Möglichkeit der Atomisierung von Wurzeln und Wurzelresten ergänzt. Letztere Maßnahme (mit einem Rosenbohrer werden Wurzeln aus dem Kiefer herausgebohrt) erfordert jedoch große Erfahrung und sollte unbedingt dem Spezialisten vorbehalten bleiben. In Unkenntnis der Technik und möglichen Gefahren können massive Blutungen ausgelöst werden.
In wenigen Einzelfällen ist auch diese Maßnahme nicht erfolgreich, weil die möglicherweise begleitend bestehende Faucitis (Rachenentzündung) auch mit diesem Eingriff nicht zur Abheilung zu bringen ist. Mit einer deutlichen Verbesserung der Situation ist jedoch auch bei diesen Patienten zu rechnen, weil zumindest im Bereich der Zahnleiste in aller Regel die Entzündungen der Gingiva zur Abheilung kommen.
Eosinophiler-Granulom-Komplex
Bei dem Eosinophilen-Granulom-Komplex der Katze handelt es sich um eine Erkrankung, die häufig mit Entzündungen im Maul sowie juckenden Hautentzündungen einhergeht. Die Ursache des Eosinophilen-Granulom-Komplexes ist noch nicht genau geklärt, vermutlich handelt es sich um eine autoimmunologische Erkrankung, wodurch es zu einer überschießenden Reaktion des Immunsystems kommt.
Man unterscheidet beim Eosinophilen-Granulom-Komplex der Katze drei Krankheitsbilder:
Das eosinophile indolente Ulkus, das eosinophile Granulom und die eosinophilen Plaques.
Das eosinophile indolente Ulkus findet sich hauptsächlich an der Oberlippe. Es kann sowohl ein- als auch beidseitig auftreten, die betroffenen Tiere zeigen weder Juckreiz noch Schmerzen.
Das eosinophile Granulom lässt sich häufig intraoral finden, hauptsächlich im Bereich des Zungenrückens oder Gaumens. Diese gutartigen Veränderungen sind erhabene, derbe Knötchen, die häufig eine weißlich oder gelblich gefleckte Oberfläche aufweisen, für das betroffene Tier sind diese Stellen häufig sehr schmerzhaft, sodass es zu vermehrtem Speichelfluss, Inappetenz oder Schmerzäußerungen kommen kann. Das Eosinophile Granulom lässt sich ebenfalls an der Haut lokalisieren, hier zeigen sich Erhabenheiten an den Innenseiten der Hintergliedmaßen.
Die eosinophilen Plaques finden sich an der Haut wieder, in der Maulhöhle sind diese normalerweise nicht zu finden. Sie zeichnen sich durch haarlose, rote Stellen aus, die stark jucken und schmerzhaft sind. Durch häufiges Lecken der Katzen an diesen Stellen entstehen häufig Sekundärinfektionen, die wiederum zu einem vermehrten Putzen und Kratzen führen.
Hund:
Auch beim Hund können Mundschleimhautentzündungen als isoliertes Symptom oder als Begleiterscheinung von Allgemeinerkrankungen auftreten. Häufige Ursachen sind Verletzungen (Angelhaken), Verbrennungen (Zerbeißen von elektrischen Kabeln), Fremdkörper (Holzstöcke, Knochen, Gräten, Gummibänder – Fäden um Zunge (Glossitis), Verätzungen (Benagen von Pflanzen z.B. Weihnachtsstern, Dieffenbachia, Kaustika) , Fütterungsfehler, Zahnplaque- und Zahnsteinbeläge (Abklatschinfektionen in der Wangenschleimhaut), Mundhöhlentumoren, Nierenerkrankungen, Diabetes, Immundefekte, virale Infektionen, Vergiftungen (z.B. Thallium oder Blei) sowie Autoimmunerkrankungen zählen zu den systemischen Allgemeinerkrankungen, die sich in Erkrankungen der Mundhöhle widerspiegeln.
Die schwerwiegende ANUG (Beagle, Dackel, Foxhounds) (akute, nekrotisierende, ulzerierende Gingivitis – Plaut Vincentsche Erkrankung) ist die schwerste Form der Stomatitis und ist unter -Parodontologie- näher beschrieben. Zubildungen unter der Zunge oder am Rachenübergang bei z.B. Huskys oder verdickte, ulzerierende (geschwürige) Läsionen (Verletzungen) am weichen Gaumen wie beispielsweise beim Cavalier King Charles Spaniel, werden als orales eosinophiles Granulom resp. als eosinophile Plaque angesprochen, und stellen vermutlich ein vererbliches allergisches Geschehen dar.
Eine oft bei jungen Hunden beobachtete mit multiplen knotigen Veränderungen in der Mundschleimhaut einhergehende Erkrankung ist die virusbedingte Papillomatose. Die chirurgische Entfernung dieser Warzen ist Mittel der Wahl. Dieses Material kann zur Herstellung einer individuellen Vakzine (Impfstoff) dienen und damit zu einer dauerhaften Heilung führen. Teilweise sind auch spontane Rückbildungen zu beobachten.
Unter und neben der Zunge liegende, glänzende, meist fluktuierende, wurstartige Schwellungen oder Speichelzysten (Ranula) entstehen durch Zerreißungen von Ausführungsgängen der Unterkieferspeicheldrüsen und können chirurgisch therapiert werden.
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