Computertomografie CT und Cone Beam Computertomografie CBCT in der Tierzahnheilkunde

Dr. Dietmar Bücheler arbeitet seit vielen Jahren mit Tätigkeitsschwerpunkt Zahnheilkunde in eigener Praxis im Tiergesundheitszentrum Overath. Eine Ausstattung auf Niveau einer Tierklinik ist schon lange selbstverständlich.

Da sich die Veterinärmedizin in den letzten 20 Jahren rasant entwickelt hat, steigt auch der Standard zur Diagnosestellung immer weiter an. So hat sich mittlerweile als eines der modernsten Untersuchungsverfahren die Computertomographie vor allem auch in der Zahnheilkunde beim Tier etabliert.

Der diagnostische Nutzen dieses „3D – Röntgens“ ist enorm, um Behandlungsabläufe exakt zu planen. Zudem können die Narkosezeiten verkürzt werden.

Die Computertomografie CT gilt als perfekte diagnostische Ergänzung zur Darstellung unterschiedlicher Körperregionen, und sicherlich als Game Changer bei Fragestellungen rund um Knochen und Zähne. Damit ergibt sich eine hohe Nützlichkeit für die Untersuchung von Kopf und Zähnen.

Seit Anfang des Jahres 2024 steht im Tiergesundheitszentrum Overath ein Cone Beam Computertomograf (CBCT) der neuesten Generation für die CT Untersuchung ihres Tieres zur Verfügung. Hier können Hunde, Katzen und kleine Heimtiere untersucht werden.

Computertomographie Tierarzt

Was ist ein überhaupt ein radiologisches bildgebendes Verfahren?

Bildgebende Verfahren in der Medizin dienen der Diagnostik von Erkrankungen. Röntgenuntersuchungen, Computertomografie CT und die Cone Beam Computertomographie CBCT nutzen radiologische Technik, das heißt, die Bilder entstehen durch Röntgenstrahlen, die durch den Körper geschickt werden. Diese werden von einer Röntgenröhre produziert und von einem Röntgenfilm oder einem Detektor aufgefangen.

Diese Strahlung wird von den Organen und Geweben der Patienten unterschiedlich abgeschwächt, woraus die Helligkeitsstufen auf dem Bild entstehen. Klassische Anwendungsbereiche sind Bilder von Lunge, Herz, Bauchorganen und natürlich: Knochen.

In manchen Regionen des Körpers kann man die Organe mit dem zweidimensionalen Röntgen nicht gut darstellen, so sind z.B. Darstellungen des Kopfes wegen der Überlagerung der vielen Schädelknochen nur bedingt aussagekräftig. Hier ist die CT Untersuchung überlegen.

Ein Schädel Hirn Trauma ist zum Beispiel eine eindeutige Indikation für eine CT Untersuchung. Auch andere Traumapatienten, mit vielen lebensgefährlichen Verletzungen (Polytrauma) können ein Ganzkörper CT erhalten, um möglichst schnell versorgt zu werden. Eine Untersuchung mit Ultraschall ist für solche Patienten in der Regel nicht ausreichend.

Eine Röntgenaufnahme braucht in der Regel keine Narkose. Eine CT Untersuchung findet hingegen oft in Narkose statt.

Computertomographie - CT Untersuchung

Wo die Röntgenuntersuchung an Grenzen stößt, kann die Computertomographie (CT) eine Lösung sein. In der Humanmedizin ist die CT Untersuchung schon lange Standard. In den letzten Jahren nutzt man das Schnittbildverfahren auch zur Diagnose von Erkrankungen in der Tiermedizin. Ursprünglich wurden CTs fast ausschließlich in der Tierklinik genutzt, stehen mittlerweile aber auch in spezialisierten Fachtierarztpraxen zur Verfügung (z.B. mit orthopädischer, chirurgischer, oder tierzahnheilkundlicher Spezialisierung).

Bei der CT Untersuchung werden Schnittbilder der betroffen Körperregion angefertigt. Die einzelnen Schichtaufnahmen werden aneinandergelegt , und erlauben damit die Darstellung einer kompletten Untersuchungsregion.

Erzeugt werden die Bilder mit einem Computertomographen. Das ist ein Apparat mit einem rotierenden Ring im Inneren, durch den der Patient auf einer Liege hindurchgefahren wird. In der einen Ringhälfte ist die Röntgeneinheit und in der anderen das Mess-System (Detektoren).

Der Detektor wandelt die eintreffendenStrahlen in elektronische Signale um, die von einem Computer in zweidimensionale Schnittbilder umgewandelt werden. Wie beim Röntgen erscheinen Gewebe umso heller, je weniger Strahlung ein Gewebe durchlässt. Knochen lassen zum Beispiel nur sehr wenig Röntgenstrahlung durch, weshalb sie auf CT-Bildern hell erscheinen.

Im Vergleich zu einer kurzen Durchleuchtung mit Röntgenstrahlen ist die Untersuchungsezeit beim CT mit einigen Minuten etwas länger, so dass man das Tier in Vollnarkose legen muss, um Bewegungsartefakte zu verhindern. Vor allem Hunde und Katzen werden regelmäßig in der CT Röhre untersucht.

Manche Tiere, wie zum Beispiel Kaninchen, können Wachscans ohne Narkose erhalten.

Unterschiedliche CT Techniken

Spiral CT und Cone Beam CT

Das Spiral-CT ist seit vielen Jahren der technische Standard der Computertomographie. Hierbei fährt der Tomograph mehrmals 360 Grad mit einem Dauerstrahl um den Patienten. Der Patient wird bei der Untersuchung durch die CT Röhre gefahren. Dabei liegen Tiere in der Regel in Narkose.

Im Unterschied dazu fährt die Strahlenquelle beim Cone Beam CT mit einem gepulsten und kegelförmigen (cone) Röntgenstrahl einmalig 180- 360 Grad um die zu untersuchenden Körperstrukturen (Region of Interest). Die Strahlen werden von einem Detektor aufgefangen.

Der Flachdetektor des CBCT liefert höher auflösende Signale. Einfach formuliert liefert das CBCT höhere Detailgenauigkeit, was bei kleinen und feinen Strukturen (z.B. Zahnwurzeln) wichtig sein kann.

Die Strahlung die durch das CBCT erzeugt wird, ist insgesamt geringer als die Strahlenemission eines Spiral – CTs.

Hauptindikationen für CT Untersuchungen sind in der Humanmedizin und beim Tierarzt Fragestellungen im Kopfbereich: so sind neben der Darstellung der Zähne die Darstellung der HNO Region, z.B. Gehörgang, Trommelfell, Innenohr oder die Tränen-Nasenkanäle klassische Anwendungsgebiete. Eine Röntgenaufnahme liefert für diese Bereiche in der Regel keine ausreichende Information.

Was sind die Vorteile vom Cone Beam CT?

Bessere Detaildarstellung

Klassische Anwendungsgebiete für das CT sind Knochen und Zähne. Vor allem im Bereich des Kopfes ist wegen der feinen Strukturen eine hohe Detailauflösung hilfreich. Hier gewinnt das Cone Beam CT deutlich wegen der höheren Auflösung. Während das Spiral CT als beste Auflösung 0,6 mm darstellen kann, gelingen mit einem Cone Beam CT 0,2 mm. Das gilt als höchste darstellbare Auflösung. Niedrigere Auflösungen führen zu keiner weiteren Steigerung der Bildqualität.

Geringere Strahlenbelastung

Ein Thema, welches auch in der Tiermedizin relevant ist. Strahlung kann schädlich sein. Ein CBCT-Scan stellt für den Patienten durch die niedrigen Belichtungszeiten und den gepulsten Strahl eine deutlich kleinere Strahlenbelastung als ein Spiral CT dar.

Geringere Untersuchungszeiten

Das CBCT punktet mit seiner extrem kurzen Untersuchungszeit. Die Geschwindigkeit der Scans ist mit ca. 30 Sekunden ausgesprochen kurz. Ein intraorales Röntgen mit 6 bis 12 Aufnahmen (nach Tiergröße) kann da zeitmäßig nicht mithalten. Das bedeutet auch deutlich kürzere Narkosezeiten!

Wann kommt das CT in der Zahnheilkunde zum Einsatz (Beispiele)?

Zahnkronen- und Zahnwurzelfrakturen, Zahnerhaltung, Wurzelbehandlung

Hier leistet ein CT wertvolle Informationen, auch bei anscheinend unkomplizierten „Brüchen“. Die Wurzelbereiche können exakt befundet werden, um eine sinnvolle Entscheidung zu treffen, ob ein Zahnerhalt möglich ist.

Um festzustellen, ob Zähne erhalten werden können, ist es wichtig den Rückgang des Kieferknochens exakt zu beurteilen. Das CT liefert hier wertvolle Informationen, vor allem an dreiwurzeligen Zähnen. Auflösungen des Kieferknochens im Bereich der Zahnwurzel (periapikale Lyse) und Zahnresorptionen können dargestellt werden.

Kieferchirurgie und Tumorchirurgie

Es kann eine einfache Lokalisation und Darstellung des Ausmaßes von Frakturen im Kiefer- und Gesichtsbereich, inklusive der Kiefergelenke und Nasenhöhlen stattfinden. Zahnassoziierte Tumore oder Tumor mit Kieferbeteiligung können leichter abgegrenzt werden, so dass eine optimale OP Planung erfolgen kann. Auch Knochenpathologien oder Strukturanomalien können besser befundet werden, z.B. Knochenentzündungen (Ostitis).

 

Auch komplexe Fehlbildungen wie Kiefer- und Gaumenspalten oder oronasale Fisteln (ungewollte Durchtrittststellen zwischen Nase und Mund) können umfassender diagnostiziert werden, so dass eine Operation besser geplant werden kann.

Kieferorthopädie

Bei kieferorthopädischen Fragestellungen leistet das CT großartige Diagnostik: so können Lageanomalien von Zähnen erkannt werden oder retinierte (im Kiefer „stecken gebliebene“) Zähne lokalisiert werden. Zur Planung von Zahnspangen wird meist ein Abdruck des kompletten Kiefers genommen, um daraus ein Gipsmodell zu erstellen. Heutzutage kann ein CT Scan oft dieses recht aufwändige Abdruckverfahren digital ersetzen.

Zahnmedizinische und kieferchirurgische Nachbardisziplinen

Prinzipiell lassen sich mit CT Untersuchungen viele Veränderungen am Kopf ideal erkennen, so dass ein optimale Therapieplanung möglich wird. Insbesondere sind dies Veränderungen der Kiefergelenke, Kiefer-, Nasen- und Nasennebenhöhlenerkrankungen, sowie Ohrerkankungen einschließlich des Innenohres. Zum Beispiel: (z.B. chronische Rhinitis bei Katzen mit Katzenschnupfen oder HNO Probleme von brachycephalen Hunden).

Fazit

Das CBCT wird die zweidimensionale, intraorale Röntgentechnik nicht ersetzen. Zur Vermeidung der Strahlenbelastung ist grundsätzlich immer zu prüfen, ob strahlenärmere Untersuchungen, zum Beispiel ein Ultraschall als Alternative durchgeführt werden können. Grundsätzlich sind aber die Bilder, die die CT Untersuchung liefert, ein großer Zugewinn für den Tierarzt, um dem tierischen Liebling noch besser helfen zu können.

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